Hegel, die »Grundrisse« und das »Kapital«
Ein Nachtrag zur Diskussion um das »Kapital« in den 70er Jahren
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v16i65.1362Keywords:
Hegel, Marx, Kapital, Politische ÖkonomieAbstract
Mit dem durch die Studentenbewegung geweckten Interesse für die Marxsche Theorie wurde Ende der 60er Jahre in der BRD auch erstmals das »Kapital« in größerem Umfang rezipiert. Allerdings bezogen sich die folgenden Diskussionen nicht so sehr auf die ökonomietheoretischen Aspekte, als vielmehr auf philosophische und methodologische Fragen. Die »Rekonstruktion der Logik des Kapitals« sollte bis weit in die 70er Jahre hinein ein Dauerbrenner bleiben. Die theoriegeschichtlichen Wurzeln dieser eigentümlichen Rezeptionsweise reichen weit zurück. Während in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg die bedeutendsten marxistischen Theoretiker zugleich auch führende Positionen in den Organisationen der Arbeiterbewegung innehatten, änderte sich dies zunehmend in den 20er und 30er Jahren. Die Sowjetunion erstarrte bald nach Lenins Tod im Stalinismus, der auch die sich an ihr orientierenden kommunistischen Parteien lähmte, und die Sozialdemokratien des Westens wurden zu reformistischen Stützen des bürgerlich-kapitalistischen Systems. Für die Weiterentwicklung der marxistischen Theorie blieb unter diesen Umständen weder in den kommunistischen noch in den sozialdemokratischen Parteien viel Raum. Von nun an standen die wichtigsten marxistischen Theoretiker außerhalb oder nur am Rande der Parteien der Arbeiterbewegung, ihre Politik beeinflußten sie kaum.