Bd. 18 Nr. 71 (1988): Ein Markt und viele Welten

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Mit einige Stunden Unterschied krachten am 19. Oktober 1987 die Börsenkurse, zuerst in New York, dann in Tokio, in London, Frankfurt, Athen, Mailand ... Ex oriente lux. Mit der Rotation der Erde um die Sonne öffnen zeitverschoben die Börsen und Devisenmärkte und die Hausse und die Baisse der Kapitalmärkte des Orients setzen sich im Okzident fort und schwappen über den großen Teich wenig später in den fernen Westen. Und von dort über den Stillen Ozean erneut in den inzwischen aufgeregten fernen Osten und so weiter. Der Weltmarkt ist global umfassend und daher perfekt. Der globale Raum ist mit den modernen Kommunikationstechnologien auf Zimmergröße zusammengedrängt. Konferenzschaltungen zwischen den Bahamas, Luxemburg und Singapore sind genauso simpel, effizient und intim wie Treffen von Geldmanagern in einem Frankfurter Flughafen-Hotel. Wie der Raum, so wird auch die Zeit in den Bereichen des für das Kapital Irrelevanten als ein Störfaktor bei den globalen Geschäften abzudrängen versucht. Milliarden Dollar, Yen, DM werden in Sekundenbruchteilen von hier zu unseren Antipoden geblitzt. Die Schockwellen von Börsenkrächen breiten sich im Verlauf eines Tages auf dem Globus aus...

Veröffentlicht: 1988-06-01