Marx auf die Füße gestellt?
Zum theoretischen Entwurf von Claudia v. Werlhof
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v13i50.1487Schlagworte:
Subsistenzarbeit, Werttheorie, Marx, HausarbeitAbstract
Relativ unbemerkt von der neuen Linken hat sich in den vergangenen Jahren in der Frauenbewegung eine Diskussion entwickelt über den Erkenntniswert der marxistischen Theorie zur Analyse des Geschlechterantagonismus. Er wird in der Frauenbewegung recht hoch veranschlagt, ungeachtet der Feststellung, daß die traditionelle marxistische Theorie geschlechtlicher Arbeitsteilung nicht sonderlich Rechnung trägt. Darüberhinaus lehnen Theoretikerinnen der Frauenbewegung den vom Marxismus behaupteten Primat des Klassenantagonismus vor dem der Geschlechter in der Regel ab, Ausgangspunkt für Analysen ist häufig die Annahme, daß das geschichtlich ältere Untcrdrückungsverhältnis das der Geschlechter ist und dag kapitalistische Ausbeutung eine historisch besondere Ausprägung des Patriarchats darstellt. Marx' Kapitalanalyse wird deshalb gelegentlich zur Formulierung einer Patriarchatstheoric herangezogen. Andere gehen wieder von enger gefaßten Zielen aus und sind daran interessiert, Frauenunterdrückung ausschließlich in der kapitalistischen Gesellschaft zu analysieren und diesen Sachverhalt in Marx' Kapitalanalyse zu integrieren oder sie um diesen Gegenstand zu erweitern. Kontrovers scheint jedoch nicht so sehr die Frage einer Patriarchats- oder erweiterten Kapitalismustheorie zu sein, sondern die Frage des methodischen und inhaltlichen Zugangs zur marxistischen Theorie. Die Art und Weise, wie diese Frage angegangen wird, schliegt immer auch politische Positionsbestimmungen ein, ob sie nun deutlich formuliert sind oder nicht.