Methodologischer Individualismus als Herausforderung der marxistischen Theorie
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v16i62.1386Schlagworte:
Individualismus, Marxismus, Gesellschaftstheorie, Handlungstheorie, KlassenkonfliktAbstract
Die Gesellschaftswissenschaften sehen sich heute einer Offensive ausgesetzt, wie es sie zum letzten Mal in den 1890er Jahren gegeben hat: einem wohlüberlegten Vorstoß, der darauf abzielt, jeder Gesellschaftsanalyse das Monopol der ökonomischen Methode aufzuzwingen. Die neoklassischen Ökonomen teilen alle Ereignisse in zwei Kategorien ein: in ökonomische und in scheinbar nichtökonomische Phänomene. Die Herausforderung des methodologischen Individualismus richtet sich nicht gegen den Marxismus im Besonderen: Sie wendet sich auch an alle Theoriesysteme, die unter die Begriffe politische Wissenschaft, Soziologie, Anthropologie oder Sozialpsychologie fallen. Marx' allgemeiner Ausgangspunkt, die »Produktionsverhältnisse«, sind der gleichen Herausforderung ausgesetzt wie Simmels »Soziales apriori«, Durkheims »organische Solidarität« oder Parsons »Wertorientierungen«. Die Herausforderung besteht in den mikrotheoretischen Fundierungen für die Erklärung gesellschaftlicher Erscheinungen, genauer, in der Zurückführung jeder Gesellschaftstheorie auf zielgerichtete, rationale Handlungen von Individuen.