Wirtschaftskrise und Krise der Gewerkschaftspolitik
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v5i19/20/21.1742Schlagworte:
Krise, Wirtschaftspolitik, Gewerkschaften, ArbeitslosigkeitAbstract
Daß die längste und tiefste Krise im Nachkriegs-Deutschland, daß Massenarbeitslosigkeit, sich verschlechternde Arbeitsbedingungen und der Druck auf den Arbeitslohn bisher, von Ausnahmen abgesehen, ohne nennenswerte Widerstandsaktionen von den westdeutschen Lohnabhängigen hingenommen wurden, bedarf der Erklärung. Allzuleicht sehen sich sonst diejenigen bestätigt, die ja schon immer gesagt haben, kapitalistische Krisen seien nicht etwa die Grundlage der Entwicklung von Klassenbewusstsein. Gerade bei Teilen der Sozialdemokratie und auch innerhalb der Gewerkschaften spricht man über einen Rechtsruck in der Arbeiterschaft und insbesondere bei den Angestellten. Am gesellschaftlichen Fortschritt orientierte aktive Gewerkschafter klagen über Resignation in den Betrieben, über mangelnde gewerkschaftliche Aktivität, über Ausländerfeindlichkeit, über mangelnde Solidarität, über politisches Desinteresse der Kollegen. Die Phase zu Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre wird demgegenüber oft als eine leider vergangene Phase beschrieben, die an Reformen orientiert war und zu politischen Aktivitäten anhielt.