Zur 'Effizienz' von Technologien in Entwicklungsländern

Autor/innen

  • Urs Müller-Plantenberg

DOI:

https://doi.org/10.32387/prokla.v11i42.1566

Schlagworte:

Effizienz, Technologie, Entwicklung, Weltmarkt

Abstract

Es erscheint zunächst einmal erfrischend, mit welcher Eindeutigkeit und Direktheit Wolfgang Schoeller in seinem Aufsatz über »Wahl der Technologie und Beschäftigung in Entwicklungsländern« seine Thesen vorträgt. Leider ist mit dieser Direktheit aber eine Reihe von Verkürzungen verbunden, die dazu führen, daß die durchaus nötige Zerstörung von Illusionen über die Verfügbarkeit und Wirksamkeit technologischer Alternativen plötzlich in einem Zusammenhang erscheint, der den in den westlichen Industrieländern produzierten technischen Fortschritt geradezu als Segen für die Entwicklungsländer erscheinen läßt. Die westdeutschen Kapitalgüterexporteure, die von diesem Segen nicht zu überzeugt werden
brauchen, können dieser Darstellung nur zustimmen. Wo ihr segensreiches Angebot mangels Masse an Devisen nicht genutzt werden kann, sollen dann nach Meinung Schoellers die östlichen Industriestaaten, deren Theorie von der »wissenschaftlich-technischen Revolution« ebenfalls dem eindimensionalen Begriff von technischem Fortschritt huldigt, in die Bresche springen. Zum Schluß ergibt sich dann, daß das Problem der Beschäftigung, das noch im Titel erscheint, gar kein Problem der Ökonomie oder Technologie sondern nur ein politisch-organisatorisches Problem ist: Wird erst einmal aus der bäuerlichen Bevölkerung ein genügender investierbarer Überschuß mittels ungleichen Tausches herausgepreßt, der gegen Kapitalgüter aus den sozialistischen Staaten oder von multinationalen Konzernen getauscht werden kann, dann werden Industrialisierung, Wachstum und Entwicklung schon für die Beseitigung der Arbeitslosigkeit sorgen. So einfach ist das nach Wolfgang Schoeller. Wir sind der Auffassung, daß es leider so einfach nicht ist und daß insbesondere Schoellers Begriff von »Effizienz« von Technologien ihn daran hindert, die Folgen der technologischen Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den Industrienationen in ihrem vollen Umfang zu sehen und zu beschreiben, was schließlich dazu führt, daß er das Problem des investierbaren Überschusses unterschätzt, wo er doch meint, es erstmalig in diese Debatte eingeführt zu haben. Es wäre schade, wenn eine ganze Reihe wichtiger und richtiger Punkte in Schoellers Argumentation nur deshalb nicht beachtet würde, weil er es den Vertretern der Gegenposition in der Technologiediskussion so leicht macht, gegen ihn zu polemisieren.

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Veröffentlicht

1981-03-01

Zitationsvorschlag

Müller-Plantenberg, U. (1981). Zur ’Effizienz’ von Technologien in Entwicklungsländern. PROKLA. Zeitschrift für Kritische Sozialwissenschaft, 11(42), 45–54. https://doi.org/10.32387/prokla.v11i42.1566

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