Am Beispiel OSRAM-Westberlin - Betriebspolitik zwischen Prosperität und Krise
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v6i23.1726Keywords:
Osram, Betriebspolitik, Prosperität, KriseAbstract
Die Vertrauensleutewahlen 1973 fanden im OSRAM-Werk Spandau nicht wie in anderen Metall-Betrieben im Frühjahr, sondern wegen des Umzugs in ein neues Werk und den damit verbundenen Veränderungen in den Abteilungen erst am 5. und 6. November statt. Die Situation im Werk war damals völlig anders als heute (1975):
1. Die allgemeine wirtschaftliche Lage war noch ungetrübt von Auftragsund Arbeitsmangel. Die Produktion lief auf Hochtouren, ständig wurden neue Leute eingestellt, Überstunden waren auf der Tagensordnung, das Motto regierte: „Wir brauchen jede Lampe", und das besonders, weil nach dem Umzug noch nicht alles nach Wunsch lief. Trotzdem wurden selbst nötige Reparaturen möglichst lange hinausgezögert, um kurzfristig höhere Stückzahlen zu erzielen. Neue Gruppenschichten wurden aufgebaut, bis an fast allen Fertigungslinien in Wechselschicht gearbeitet wurde.
2. Der 8,5% Abschluß vom Januar 73, die unmittelbar danach einsetzende Preis-Welle, die tägliche Erfahrung, daß OSRAM mehr Lampen brauchte als wir produzieren konnten, brachten im Zusammenhang mit der Verschlechterung der Arbeitsbedingungen durch den Umzug Unzufriedenheit und steigende Kampfbereitschaft in der Belegschaft hervor.