Kapitalistische Krise, Arbeitslosigkeit und Krise der Gewerkschaftspolitik in der Bundesrepublik
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v5i19/20/21.1738Schlagworte:
Krise, Arbeitslosigkeit, Gewerkschaften, BRDAbstract
Liefert die gegenwärtige Entwicklung einer allgemeinen Weltmarktkrise den empirischen Beweis für die Richtigkeit der Marxschen Akkumulation- und Krisenanalyse, so scheint andererseits die politische Entwicklung der Arbeiterklasse in Westdeutschland den von Marx postulierten Zusammenhang von ökonomischer und Klassenbewegung zu widerlegen. Denn schließlich kann keine Rede davon sein, daß die Erfahrung des antagonistischen Interessengegensatzes die westdeutschen Lohnabhängigen in den Klassenkampf gegen das Kapital gegenwärtig zwingt, vielmehr stößt man allenthalben auf die Ansicht, Resignation, privater Rückzug, Aufgabe fortschrittlicher Positionen seien das wesentliche Resultat der kapitalistischen Krise. Fortschrittlich-politische Perspektiven, die in der beginnenden Ära der sozialliberalen Koalition entstanden seien, gingen zunehmend zugunsten einer Reduktion auf reine Interessenwahrnehmung verloren. Diese Reduktion berge Gefahren in sich, denn bei mangelnder innerer Organisierung und mangelnder Kampferfahrung setze sich. das Motto „Rette sich wer kann" durch. Die Konkurrenz der Arbeiter gegeneinander erscheint als realistischere Handlungsmöglichkeit als der solidarische Widerstand gegen die Angriffe des Kapitals auf die Lebensbedingungen. Die politische Entwicklung der Arbeiterklasse erscheint als eine Art unberechenbarer aktor.