Die technologische Abhängigkeit der Sowjetunion vom Weltmarkt

Bericht und Kommentar zu einer empirischen Studie von A.C. Sutton (1)

Autor/innen

  • Willfried Spohn

DOI:

https://doi.org/10.32387/prokla.v5i19/20/21.1744

Schlagworte:

Sowjetunion, Weltmarkt, Technologie, Wirtschaftspolitik

Abstract

Es vergeht in jüngster Zeit fast keine Woche, in der nicht in den Zeitungen über das neueste Geschäft im Ost-West-Handel berichtet würde. Die Errichtung des Togliatti- Werks in Wolgograd 1968 durch Fiat, umrüstbar auf Panzer und auf dem Höhepunkt des Vietnamkriegs, schien den Anfang zu machen. Dann gab es Schlagzeilen über das erste Röhren-Erdgas-Geschäft 1970 zwischen Mannesmann und der Sowjetunion mit einem Anfangskredit von 1,2 Mrd. DM. Weniger bekannt, wurde zur gleichen Zeit die Lieferung von 1,1 Mill. t Stahlröhren im Wert von 250 Mill. Dollar gegen Erdgas mit Finsider (Italien) vereinbart (Press Reviev, 8.8.70). Dann kam es 1972 schon zum zweiten Röhren-Erdgasabkommen zwischen der SU und der BRD, wieder mit einem Anfangskredit von 1,2 Mrd. DM. Die riesigen Getreideeinkäufe der Sowjetunion, allein von den USA in Höhe von 750 Mill. Dollar, aber auch von Frankreich, Kanada und Argentinien, führten zu wilden Spekulationen über die Unproduktivität der sowjetischen Landwirtschaft. (NZZ, 10.7.72)
Doch dies war offenkundig erst der Anfang einer sprunghaft ausgedehnten Ost-West-Kooperation. Im Chemiesektor werden mit verschiedenen westlichen Firmen Großprojekte abgeschlossen. Montedison (Italien) soll chemische Betriebe im Gesamtwert von 600 Mill. Dollar in der SU bauen und dafür mit Ammoniak und anderen Chemieprodukten bezahlt werden (Neues Deutschland, 13.11.73). Zwei amerikanische Firmen sollen einen petrochemischen Komplex im Wert von 100 Mill. Dollar errichten, ebenso französische Firmen über 1 Mrd. Francs Gesamtkosten (NZZ, Handelsblatt, 11.12.73). Mit ENI (Italien) sollen im Rahmen des italienisch-sowjetischen Ölabkommens sechs petrochemische Fabriken errichtet werden, der Gesamtwert beträgt 957 Mill. Dollar und die Rückzahlung erfolgt in Rohöl, Erdgas und Produkten der petrochemischen Werke (Press Reviev, 14.5.74). Ferner wird mit der französischenPechiney-Union-Kuhlmann-Gruppe der Bau eines Komplexes für die Gewinnung von 1 Mill. t Tonerde und 0,5 Mill. t Aluminium mit einem Gesamtwert von 3,2 Mrd. DM vereinbart (NZZ, 9.12.74).

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Veröffentlicht

1975-10-01

Zitationsvorschlag

Spohn, W. (1975). Die technologische Abhängigkeit der Sowjetunion vom Weltmarkt: Bericht und Kommentar zu einer empirischen Studie von A.C. Sutton (1). PROKLA. Zeitschrift für Kritische Sozialwissenschaft, 5(19/20/21), 225–259. https://doi.org/10.32387/prokla.v5i19/20/21.1744

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