Der große Unterschied und die kleine Gleichheit: Zur Bedeutung der geschlechtlichen Arbeitsteilung für die japanischen industriellen Beziehungen
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v17i66.1348Schlagworte:
Japan, Geschlechterverhältnisse, Arbeitsteilung, ArbeitspolitikAbstract
Um die spektakuläre soziale und wirtschaftliche Entwicklung Japans zu begreifen, ist eine Beschäftigung mit der geschlechtlichen Arbeitsteilung und der Stellung der Frau unerläßlich. Allerdings stößt der Blick »von außen« zunächst auf von Männern geprägte Strukturen: die häufig untersuchten (männlichen) Facharbeiter, die mit ihrem Arbeitsethos den japanischen Wirtschaftserfolg mitbegründet haben sollen, die »paternalistischen« (männlichen) Manager, die (überwiegend männlichen) Studenten an den Elitehochschulen, die die »Examenshölleder Schule« überstanden, um nach dem Universitätsexamen in die Großbetriebe einzutreten usw. Doch bauen diese in Europa vielfach beleuchteten Zusammenhänge auf der geschlechtlichen Arbeitsteilung in der Familie und im Bereich der Lohnarbeit auf. Erst die Tatsache, daß japanische Hausfrauen die »Familienarbeit« - vom Einkaufen und Kochen bis zur alltäglichen Versorgung der schulgestreßten Kinder - fast alleine erledigen, ermöglicht die Hinwendung zu und vorrangige Loyalität der männlichen »Stammarbeiter« gegenüber ihren Betrieben. Die täglichen Überstunden, die Arbeitseinsätze in entfernten Städten, die Angehörigendes Managements und der Kernbelegschaft nicht selten abverlangt werden - all dies setztvoraus, daß die »Familienvätern in der Familie weitgehend abkömmlich sind.