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Als L. Althusser auf dem von „11 Manifesto" während der Biennale in Venedig im November 1977 veranstalteten Kongreß über ,Macht und Opposition in den nachrevolutionären Gesellschaften den endlichen Ausbruch der Krise des Marxismus verkündete, fand diese Provokation im Kontext deutlich umrissener Strategieprobleme der eurokommunistischen Parteien Italiens, Spaniens und Frankreichs statt. Inzwischen hat diese Provokation in der gesamten europäischen Linken eingeschlagen, aber damit zugleich eine eigentümliche Transformation erfahren. Gerade hierzulande wirkte sie als Signal, die subjektiven Probleme als Marxist zu artikulieren und in vielfältigsten Formen den Marxismus als handlungsorientierende emanzipatorische Theorie in Frage zu stellen. Umgekehrt forderte dies viele orthodoxe Marxisten heraus, eine Krise des Marxismus als Problem überhaupt zu leugnen, um stattdessen die marxistische Weiterarbeit in abgesteckten Bahnen umso emsiger zu propagieren. Die Folge ist, daß die Frage: gibt es eine Krise des Marxismus? gleichsam zur Gewissensfrage nach der Wahrhaftigkeit der Marxisten umgemünzt wird. Das gleicht dann mehr einem Glaubenskrieg als einer politisch-wissenschaftlich geführten Debatte um das Marxismusverständnis und die darin eingeschlossenen praktischen und theoretischen Fragen. Denn darum handelt es sich ja bei der aufgebrochenen Krise des Marxismus: Zweifel an überkommenen Selbstverständlichkeiten, an politischen Identifikationen und an gewohnten theoretischen Begründungszusammenhängen. Will man nicht lediglich subjektiver Verzweiflung anheim.fallen, kann es nur sinnvoll sein, den Zweifeln auf den Grund zu gehen, d.h. präzise darüber zu diskutieren, welche Elemente im Marxismus problematisch geworden sind und an welchen begründet festgehalten werden kann.
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