Auflösung oder Erneuerung des Marxismus?
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v9i36.1625Schlagworte:
Krise, Marxismus, Linke, AlthusserAbstract
Die Diskussion über die Krise des Marxismus ist schwierig: Nicht nur ist ihr Gegenstand allenfalls vage bestimmt, das von ihr berührte Problemfeld ist auch schon fast unübersehbar geworden.
Der Verdacht stellt sich bald ein, wenn man den Verlauf der Diskussionen verfolgt, daß es „den Marxismus" als eine einheitliche Größe gar nicht gibt - und schon gar nicht seine ,,Krise" als ein hinreichend einheitliches Phänomen. Was ist gemeint, worin sich etwa die (inzwischen historische) Orthodoxie der deutschen Sozialdemokratie, der „Leninismus als der Marxismus unserer Epoche", der Austromarxismus, der Trotzkismus, die Mao-tse-tung-ldeen und der Marxismus der Eurokommunisten so weit einig wären, daß dadurch ein einheitlicher Gegenstandsbereich konstituiert würde? Diese Frage läßt kaum noch eine sinnvolle, geschweige denn gehaltvolle Antwort zu - selbst wenn wir noch von den Marxismen und Neomarxismen absehen, die im Wesentlichen die Sache von Intellektuellen geblieben sind. Und gibt es überhaupt so etwas wie eine gemeinsame reale Grundlage für die verleugnete Krise des Marxismus der Nach-68er ML-Bewegung, für die unterdrückte Krise des offiziellen Marxismus der DDR, für die lange verdrängte Krise der aus unserem „Zurück zu Marx!" hervorgegangenen ,neuen Orthodoxien' und für die endlos reflektierte Krise eines akademischen Marxismus? Sicherlich nichts, was auf mehr als einige dünne Abstrakta - und das subjektive Unbehagen der Beteiligten/Betroffenen hinausliefe.