Bd. 17 Nr. 66 (1987): Japan. Grenzen eines Wunders

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Lange Zeit interessierten sich die hiesigen Linken, ob sie nun wissenschaftlich arbeiteten oder in sozialen Bewegungen aktiv waren, für japanische Geschichte, Gesellschaft und Kultur genauso wenig wie für andere »ferne« aber auch »nähere« Länder, die nicht durch revolutionäre Volksbewegungen unsere Aufmerksamkeit erweckten. Hinzu kam im Falle Japans, daß der Inselstaat im Pazifik mit der negativen Hypothek einer imperialistischen Großmacht belastet war und als Achsenmacht des Naziregimes eine eigene Variante des Faschismus und Rassismus hervorgebracht hat. (Nur die Cineasten unter den Linken mögen schon früher voller Bewunderung gen Osten geschaut haben.) Heute aber richtet sich unser Interesse aus anderen, indes nicht weniger spektakulären Gründen auf diese Nation. Einmal abgesehen von der Sowjetunion, ist Japan die erste und bisher noch immer einzige nicht-westliche Nation, die mit offensichtlich großem Erfolg ins industrielle Zeitalter vorgestoßen ist. Die Beschäftigung mit dem fernen Lande wird uns gerade durch diesen Erfolg aufgezwungen: Unsere Geschäfte, Straßen, Wohnungen, die Fabrikhallen und Büros füllen sich seit einigen Jahren mit Produkten »made in Japan«, und wer im Industrie- oder Dienstleistungsbereich beschäftigt ist, entnimmt den Nachrichtenmedien mit Unbehagen, daß die Exportoffensive der japanischen Unternehmen mittelfristig seinen Arbeitsplatz bedrohen könnte

Veröffentlicht: 1987-03-01