Widersprüche zwischen gewerkschaftlicher Interessenvertretung und dem Alltagsbewußtsein von Industriearbeitern
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v12i46.1526Schlagworte:
Gewerkschaften, Arbeit, Industrie, AlltagsbewusstseinAbstract
Die Stellung der Gewerkschaften zwischen Lohnabhängigen und Kapital bringt es mit sich, daß gewerkschaftliche Politik die Interessen von Lohnabhängigen vertreten will, gleichzeitig aber zu den faktisch existierenden Interessen ihrer Mitglieder nach vielen Seiten hin in Widerspruch tritt. Aus der Sicht der Gewerkschaften liegt es nahe, den Grund dieses Widerspruches darin zu sehen, daß sie selber aufgrund der in ihr zusammenfließenden mvielfältigen Erfahrungen und der von ihr vorgenommenen umfassenden Analysen eine so gründliche Einsicht in die durch ihre Politik berührten Zusammenhänge besitzen, wie sie das gewöhnliche Gewerkschaftsmitglied mit seinem bornierten Alltagsbewußtsein nicht entfernt zustandebringen kann. Dabei kann sich die Borniertheit dieses Bewußtseins sowohl dahin auswirken, daß die faktisch von den Mitgliedern geäußerten Interessen hinter den gewerkschaftlich vertretenen zurückbleiben, wie umgekehrt dahin, daß sie über diese hinausschießen. Daß die Linie, an denen das letztere Verhältnis in das erstere umschlägt, gewöhnlich zwischen Lohn- und Arbeitszeitinteressen auf der einen und Interessen an einer sinnvollen Tätigkeit, an der Erhaltung der Arbeitskraft, an verbesserten Reproduktionsbedingungen usw. auf der anderen Seite verläuft, wird als weiterer Beweis für die Borniertheit der Bewußtseins- und Interessenlage der Lohnabhängigen genommen.