Krise der Linken - Krise des Marxismus
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v9i36.1626Schlagworte:
Krise, Linke, Marxismus, SozialismusAbstract
In zyklischen Wellen bricht die Krise des Marxismus aus. Sie ist so alt wie „der Marxismus" selber, mindestens so alt wie „Revisionismus", ,,Reformismus", ,,Syndikalismus" oder die verschiedenen „orthodoxen" Marxismen. Jedes „Zurück zur Wurzel", zum endlich wiederentdeckten und richtig interpretierten Marx, Engels, Lenin ... drückt eine Krise, jede „schöpferische Weiterentwicklung" eine Stagnation, neue Lesart oder Revision existierender Marxismen aus. Fast liegt es einem auf der Zunge: die Marxisten haben Marx und sich bisher nur verschieden interpretiert, es kömmt aber darauf an, sie zu verändern ...
lm Februar 1933 schrieb Karl Korsch: ,,Ein großer Mangel der Form, in der die Krisendiskussion, besonders in den Kreisen der linken und linkesten Richtungen der Arbeiterbewegung, geführt worden ist, besteht darin, daß man in diesen Kreisen
häufig nach einer an sich ,revolutionären' Krisentheorie gesucht hat, so ungefähr wie man im Mittelalter nach dem Stein der Weisen suchte ... In Wirklichkeit sind die verschiedenen in der Arbeiterbewegung hervorgetretenen Krisentheorien" Produkte, in denen sich „der jeweils in der objektiven Wirklichkeit der kapitalistischen Produktionsweise eingetretene krisenhafte Gesamtzusammenhang oder auch nur eine vorübergehende Wirtschaftskrise passiv und nachträglich widerspiegelt ... Man könnte unter dem gleichen Gesichtspunkt über den Rahmen der Krisentheorie hinaus auch alle wichtigen Richtungskämpfe, die innerhalb der sozialistischen Bewegung etwa in den letzten 50 Jahren eingetreten sind, als bloße Folgeerscheinungen und Reflexe der jeweils unmittelbar vorangegangenen Konjunktur innerhalb des kapitalistischen Krisenzyklus zur Darstellung bringen"(in: Politische Texte, EVA 1974, S. 262, 264).