'Bad Godesberg' in der italienischen Linken
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v10i41.1578Schlagworte:
Bad Godesberg, Italien, Sozialdemokratie, LinkeAbstract
»In einer Situation der um sich greifenden Krisenphänomene, die die etablierten Klassenorganisationenn in die Krise geraten lassen, aber auch vor den Strömungen der 'Neuen Linken' nicht halt machen, brechen alle bloß positiven oder negativen Identifikationsbezüge zu den Klassenbewegungen (Frankreichs und Italiens) und ihren politischen Strömungen auf.«
So schrieben wir vor zwei Jahren im 'Editorial' zur Nr. 32 der PROKLA als Aufforderung an die westdeutsche sozialistische Diskussion, die realen »Schwierigkeiten des Eurokommunismus« nicht im »Auf und Ab der Identifikationen« zu verdrängen - denn diese permanente Suche nach Identifikationsobjekten sei »die beste Methode, von den widersprüchlichen Lernprozessen der kommunistischen Arbeiterbewegung Südeuropas nichts zu lernen«. Heute (ihr Artikel erschien kurz vor der Bundestagswahl in der theoretisch-politischen Wochenzeitschrift der KPI Rinascita, Nr. 3 7/ 1980) erheben Angela Bolaffi und Giacomo Marramao, zwei junge kommunistische Intellektuelle der 68er Generation, gegenüber einem Großteil der Beiträge der aktuellen Debatte in der italienischen Linken nahezu den gleichen Vorwurf: Gegenstand erbitterter Diskussionen, Objekt der Identifikation oder der Ablehnung ist in Italien jene 'Wende von Bad Godesberg' geworden, die 1959 den Weg der deutschen Sozialdemokratie »von der Klassenpartei zur Volkspartei« (nach offizieller Diktion), vom Marxismus zum Theorienpluralismus, von der zur permanenten Opposition verurteilten Partei zur Regierungs- und »Staatspartei« eröffnet hat.