Bd. 19 Nr. 74 (1989): Bye-Bye, USA

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Während die 6. Flotte im Mittelmeer auf gewohnte Weise für Ordnung sorgt, geht in Europa ein Gespenst um, das Gespenst des Antiamerikanismus. Inzwischen soll es sogar eine linke Variante des Gespenstes geben, obwohl Antiamerikanismus an sich schon etwas Kurioses ist. Im Gegensatz zu anderen Ismen und ihren Antipoden bezieht er sich vom Namen her auf einen scheinbar räumlich, aber ansonsten schlecht definierten Gegenstand. Das »Amerika« im Antiamerikanismus bezieht sich nicht auf das geographische Objekt, den Kontinent, sondern auf die USA. Antiamerikanismus richtet sich gegen deren Politik und den American way of life, an sich und als Exportartikel. Castro und Ortega sind in diesem Sinne Antiamerikaner, obwohlAmerigo Vespucci nicht am Plymouth Rock gelandet ist. Castro und Ortega haben das Pech, sich als Politiker mit Souveränitätsanspruch in Regionen zu betätigen, die die USA schlicht als ihren Besitz definiert haben: »our backyard«. So werden Lateinamerikaner zu Antiamerikanern. Was ja nur heißen kann, daß sie keine Amerikaner sind, selbst wenn sie Baseballmützen tragen und Basketball spielen. Offenbar geht es bei der Nicht-Anerkennung als Amerikaner nicht nur um das Wohngebiet oder Eigenheiten des Lebensstils, sondern um die Aberkennung der politischen Souveränität. Durch wen? Durch die Amerikaner natürlich.

Veröffentlicht: 1989-03-01