Der Neoetatismus im heutigen Japan
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v17i66.1350Schlagworte:
Etatismus, Japan, Staat, Kapitalismus, Konservatismus, NationalismusAbstract
1985 waren vierzig Jahre seit der Niederlage Deutschlands und Japans im zweiten Weltkrieg vergangen. Bundespräsident Weizsäcker ging in seiner damaligen, am 8. Mai vor dem Bundestag gehaltenen Rede auf die großen Opfer des Krieges und der Naziverbrechen ein und gab mit Blick auf die jüngste Geschichte der Entschlossenheit Ausdruck, die begangenen Fehler nicht zu wiederholen. Demgegenüber verwies der japanische Ministerpräsident Nakasone Yasuhiro in seiner Rede vom Juli 1985 auf dem traditionellen Sommerseminar der Liberal-Demokratischen Partei Japans (LDP) stolz auf die japanische Geschichte, dieseit der Meiji-Ära (1868-1911) »den Westen einholen« will. Ohne auf die Aggressionskriege der Vergangenheit hinzuweisen, stellte er die japanische Konzeption des »Neoetatismus« vor: »Im Falle Japans ist der Staat als natürliche Gemeinschaft entstanden und nicht als Vertragsstaat. Sieger, aber auch Verlierer ist immer der Staat. Ehre und Schmach ruhen beide auf der Nation insgesamt. Es sind der Staat, die Nation, die, ihre Schmach beseitigend, auf der Suche nach Ehre voranschreiten.« Dieses »die Schmach beseitigen« bedeutet nichts anderes als die eigene schmachvolle Geschichte zu vergessen.