Handeln und Wandeln
Anmerkungen zu Anthony Giddens' theoretischer »Konstitution der Gesellschaft«
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v18i71.1299Keywords:
Giddens, Sozialtheorie, Gesellschaftstheorie, Macht, Struktur, HandlungAbstract
A. Giddens versteht seine neueren Publikationen zur theoretischen Konstitution der Gesellschaft und über den Nationalstaat als Beitrag zu einer Sozialtheorie, die den Dualismus von Struktur- und Handlungstheorie überwinden möchte. Dies ist ein - in Grenzen - überzeugendes Programm, dessen vorgelegte Ausarbeitung jedoch Kritik provoziert: Das Bemühen, strukturelle Erklärungen (z.B. von Staatenbildung) zu kritisieren und allen sozialen Wandel auf Handlungen zurückzuführen, läßt ihn alle ( insbesondere die in der Tradition des Historischen Materialismus vorgenommenen) Erklärungen von Herrschaftsformen verwerfen, die diese als durch ökonomisches Verhalten determinierte begreifen. Giddens' alternatives Konzept der Erklärung sozialen Wandels aus Koinzidenzenführt aber zu erheblichen Mängeln in den konkreten historischen Analysen und steht letztlich der Ausarbeitung jener Gesellschaftstheorie im Wege, welche in der »Theorie der Strukturierung« angelegt ist- einer, die die Bedeutung menschlicher Reflexion in Rechnung stellen will. Insbesondere ist ihm vorzuhalten, daß eine Theorie der Dualität von Handlung und Struktur ihren Fragehorizont nicht auf den Zusammenhang von sozialer Bewegung und Strukturentwicklung beschränken kann, sondern angeben müßte, auf welche Weise wir der Bedeutung des Alltags für die Strukturentwicklung auf die Spur kommen könnten.