Die Zukunft der internationalen Migrationsbewegungen
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v21i83.1161Schlagworte:
Migration, Migrationsbewegungen, Migrationsgesellschaft, Einwanderung, Internationalismus, EntwicklungspolitikAbstract
Angesichts der fortbestehenden schroffen Ungleichheit der sozioökonomischen und politischen Bedingungen in einer zunehmend zusammenhängenden Welt und der Verhängung von Zuzugsbeschränkungen durch die entwickelteren Länder, durch die dieser Zustand abgesichert wird, ist ein weiteres Anwachsen des Wanderungsdrucks aus den weniger entwickelten Ländern zu erwarten. Doch ob sich dieser steigende Druck in tatsächliche Wanderungen umsetzt, hängt nicht nur von der Ausreisepolitik der Herkunftsländer, sondern vor allem von der Einwanderungspolitik der potentiellen Aufnahmeländer ab. Dieses Faktum wird auch den Strom der Migranten aus den ehemals realsozialistischen Ländern nach der Liberalisierung des Ausreiserechts definieren. Während die wirtschaftlich motivierte Migration insofern "nachfragebestimmt" ist, sind die Wanderungsströme der Flüchtlinge, die lebensbedrohender Gewalt zu entrinnen suchen, "angebotsgeprägt". Diese vom Umfang her bedeutendere Wanderung richtet sich zumeist auf Nachbarländer, sodaß die zukünftige Süd-Nord-Wanderung auch weiterhin beschränkt bleiben wird. Hinsichtlich der ethischen Frage einer Zuzugsregelung für Migranten und Flüchtlinge lautet die umstrittene Frage, ob sich moralische Berechnungen nur auf die nationale Gemeinschaft gründen oder die gesamte Welt umfassen sollten.