Die »Hitlerjugend Generation«
Umstrittenes Objekt und streitbares Subjekt der deutschen Zeitgeschichte
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v20i80.1193Schlagworte:
Nationalsozialismus, Erziehung, Generationenkonflikt, StudentenbewegungAbstract
Der »Hitlerjugend-Generation« entstammen die meisten der gegenwärtig einflußreichsten Personen in Politik und Wirtschaft beider deutscher Staaten. Mit dem Selbstverständnis, während des Dritten Reichs nicht »schuldig«, sondern »verführt« worden zu sein, wurden sie in West und Ost zu den Repräsentanten des demokratischen Neubeginns. Für sie, die die nationalsozialistische Erziehungsund Kriegsführungspolitik am eigenen Leib als Kinder und Jugendliche erlebt haben, mußte der Wandel der tief eingravierten Erlebnis-, Wertungs- und Denkmuster schwer fallen. Die alte autoritär-rassistische mit der neuen demokratisch-humanen Identität zu versöhnen, gelang jahrzehntelang nur durch Distanzierungs- und Leugnungsstrategien. Erst die 68er Studentenbewegung, die an diesen inadäquaten Bewältigungs/ armen der faschistischen Vergangenheit schmerzlich rüttelte, bewirkte bei den ( damals 40jährigen) Mitgliedern der »Hitlerjugend-Generation« in der BRD eine aktiv identzfikatorische Haltung zur westlichen Demokratie, indem sie die partizipatorischen Elemente erheblich stärkte. Während nun, mit der deutsch-deutschen »Einigung«, auch die beiden über 40 Jahre real und ideologisch gespaltenen Teile der »HI-Generation« in West und Ost wieder »zusammenwachsen«, verwirklichen sie auch ihre »deutsche Identität« als mehrfach gebrochenes Selbstkonzept: sie »heilen« die Wunden der Nachkriegszeit mit ihrer nationalen Versöhnung. Doch legen sie damit vermutlich den Grund für vielfältige Identitätskonflikte der in den beiden deutschen Teilstaaten herangewachsenen jüngeren Generationen.