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Als während und nach dem Zweiten Weltkrieg die neue Welt(wirtschafts) ordnung (als »grand design «) konzipiert wurde, war Freihandel das deklarierte Ziel. Das 1947 zustandegekommene Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) verpflichtete die Mitgliedsländer auf den Abbau von Zöllen und auf die Einhaltung der Meistbegünstigung. Auch das wenige Jahre zuvor 1944 gegründete Internationale Währungssystem mit dem Regelwerk fixer Wechselkurse sollte den Handel erleichtern und so ein Positivsummenspiel eröffnen, an dessen Ende Wachstum und Wohlstand aller Welthandelspartner zugenommen haben. Die Gefahr eines desaströsen Abwertungswettlaufs wie noch zu Beginn der 30er Jahre sollte ein für alle Mal gebannt sein. Die Begründung der Freihandelsordnung lieferten nicht nur die schockierenden Erfahrungen nach der Krise von 1929, als der Weltmarkt in kurzer Zeit zusammenbrach, sondern auch das ehrwürdige Theorem der komparativen Kostenvorteile von David Ricardo. Die Besten der Ökonomenzunft haben es differenziert, relativiert und modernisiert und die Fahne des Freihandels geschwungen. Trotzdem blieb das Theorem von heftiger Kritik nicht verschont. Wenn man von den Sarkasmen absieht, mit denen beispielsweise Marx sich über die britischen Freihändler mokierte, markiert insbesondere Friedrich List die Gegenposition: Die Freihandelsdoktrin sei die Lehre der industriell fortgeschrittensten, überlegensten Nation und für all jene unbrauchbar, die gezwungen sind, im Medium des Weltmarkts industrielle Entwicklung nachzuholen und konkurrenzfähig zu werden. Nachholende Industrialisierung sei nur hinter den Mauern von Schutz- und Erziehungszöllen möglich, also indem bewußt und selbstbewußt die Regeln des Freihandels außer Kraft gesetzt werden.
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PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft |ISSN: 0342-8176 | Impressum und Datenschutz