Zum Krisenbewußtsein der Arbeiter
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v13i53.1463Keywords:
Krise, Arbeitslosigkeit, Gewerkschaften, WirtschaftspolitikAbstract
Als Offe Anfang der 70er Jahre behauptete, »eine Million Arbeitslose kann das System nicht überstehen«, so war das, wie wir heute wissen, eine Fehlprognose. Sie war zudem letztlich nur eine Vermutung, denn damals wie heute verfügen wir eben nicht über das, was im Soziologen-Jargon die »Theorie des Konstitutionsprozesses des Arbeiterbewußtseins« heißt. Wir können heute die vorfindlichen Formen des Arbeiterbewußtseins recht
zutreffend beschreiben, wir können die Wirkung einzelner Einflußfaktoren auf das Bewußtsein benennen - etwa den Zusammenhang von Arbeitserfahrung und Arbeitsbewußtsein-, aber es liegt keine überzeugende Bewußtseinstheorie vor, die den Zusammenhang von gesellschaftlichem Sein und Bewußtsein ( auch unter Berücksichtigung dessen, was wir über die innersubjektiven-psychischen Verarbeitungsformen des gesellschaftlichen Seins wissen) so genau bestimmen kann, daß die Wirkung gesellschaftlicher Prozesse wie der gegenwärtigen Krise angemessen bestimmt oder gar vorhergesagt werden könnte. Eine solche Theorie wäre aber erforderlich, soll der Versuch einer Prognose über Entwicklungstendenzen des Arbeiterbewußtseins mehr als eine wie immer intelligente Spekulation sein. Freilich darf nicht verschwiegen werden: Offes Vermutung wurde damals von vielen von uns geteilt.