Linksintellektuelle in Brasilien: Die Erfahrung mit der Macht
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v18i70.1306Keywords:
Intellektuelle, Brasilien, Macht, LinkeAbstract
Mit dem Übergang zur Demokratie nach 20 Jahren Militärdiktatur zwischen 1964 und 1984 steigen oppositionelle Intellektuelle in Positionen der Macht auf. Bezeichnenderweise sind es vor allem Ökonomen, die in hohe Beraterpositionen oder gar in verantwortliche Regierungsämter aufrücken, und dies unter einem Präsidenten Sarney, der vor der »Öffnung« des Militärregimes einer seiner zivilen Repräsentanten war. Die »Ökonomen des PMDB« (der ehemals oppositionellen, nun aber größten Regierungspartei) machen Furore mit einem Plan zur Bekämpfung der Inflation, deren Ursache sie in »inertialen«, d.h. in Trägheitsmomenten, die sich ungebrochen fortsetzen, ausmachen. Ein »heterodoxer Schock« eingefrorener Preise soll der Inflation die Grundlage ein für alle Mal entziehen. Die Massen, der ständigen Preissteigerung müde, sind zunächst begeistert. Doch der Plan ist e,folglos, die Inflation kehrt mit höheren Zuwachsraten als zuvor zurück. Die linksintellektuellen Ökonomen haben die Inflation eben nur technokratisch bekämpft und nicht begreifen können, daß eine Änderung der Regeln des wirtschaftspolitischen Prozesses insgesamt notwendig gewesen wäre, um die E,fordernisse der Akkumulation und die Hoffnungen der Massen auf eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen miteinander zu vereinbaren. Die linken »Ökonomen des PMDB« scheitern an ihrer eigenen »deformation professionelle«.