Auf dem Wege zur globalen Demokratie?

Autor/innen

  • Ossip K. Flechtheim

DOI:

https://doi.org/10.32387/prokla.v15i61.1392

Schlagworte:

Demokratie, Entdemokratisierung, Entwicklung

Abstract

Es gehört wohl zu den beunruhigendsten Symptomen einer Zeitenwende und Krise wie der unseren, daß klar definierte gehaltvolle Begriffe ihren Sinn verlieren und zu verschwommenen leeren Formeln zusammenschrumpfen. Das trifft gerade auch auf den Terminus Demokratie zu. Noch vor und nach dem ersten Weltkrieg kontrastierten und konkurrierten Begriffe wie Demokratie und Autokratie oder Demokatie und Diktatur deutlich miteinander. Damals verwarfen Kommunisten die »reine Demokratie« zugunsten der proletarischen Diktatur, während Konservative und Monarchisten, Reaktionäre und Faschisten für die liberale oder gar sozialistische Demokratie nur Verachtung übrig hatten. Heute bekennen sich dagegen so gut wie alle Parteien und Richtungen in der Welt zur »Demokratie« schlechthin. Je nach Bedarf erklärt sich der Kommunist als Anhänger der» Volksdemokratie« oder auch als Demokrat und Sozialist schlechthin, ähnlich wie man auch auf der äußersten Rechten jeder Diktator die wahre, echte oder nationale Demokratie für sich in Anspruch nimmt. Man muß schon bis in die noch recht feudalen Gefilde Arabiens wandern, um auf offene und erklärte Antidemokraten zu stoßen.

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Veröffentlicht

1985-12-01

Zitationsvorschlag

Flechtheim, O. K. (1985). Auf dem Wege zur globalen Demokratie?. PROKLA. Zeitschrift für Kritische Sozialwissenschaft, 15(61), 49–64. https://doi.org/10.32387/prokla.v15i61.1392