Reformismus und Aufstieg
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v6i25.1712Schlagworte:
Reformismus, SPD, Fritz-Erler-Kreis, JusosAbstract
Wir wollen versuchen, einen zusätzlichen Argumentationsstrang zu den Analysen etwa von Müller/ Neusüß (1) oder E. Altvater (2) zu entwickeln, der die dort getroffenen Aussagen ergänzt. Diese Analysen beschreiben den ideengeschichtlichen Hintergrund (Müller/Neusüß) oder die ökonomischen Rahmenbedingungen staatlichen Handelns (Altvater). Auch der Aufsatz von W. Luthardt (3) kritisiert den Reformismus und die entsprechende „Staatstheorie" auf einer abstrak-ideologischen Ebene (4). All diese Ansätze erklären nicht das je konkrete Politikmachen der Sozialdemokratie. In der. Heimann/Zeuner Studie zur Oertzenschen „Integrationsideologie" (5) wird deutlich, daß diesen Autoren die SPD nicht so fremd gegenübersteht wie den oben erwähnten. Siebegreifen die Aussagen von Oertzens als Handlungsanleitung und Kritik, die bezogen ist auf die Insitution SPD und auf den (SPD-regierten) Staat. Dabei übersehen sie unseres Erachtens, daß es in der heutigen Sozialdemokratie keine verbreitete und verankerte theoretische Tradition mehr gibt. Unsere Fragestellung zielt noch einige Ebenen tiefer. Reformismus ( 6) muß unseres Erachtens vor allem als komplexer Interessenzusammenhang begriffen werden (7), als Ausdruck materieller Abhängigkeiten, als Denkmuster, als Lebensweise. Der Begriff wird durch diese Erweiterung notwendig unscharf, aber so kann versucht werden, das subjektive Handeln der in diesm Interessenzusammenhang agierenden Menschen (etwa das der Parteifunktionäre) zu erklären und verständlich zu machen.