Zur politischen Ökonomie ölexportierender Länder - oder:
Tauschwert- und Gebrauchswertaspekte der Abhängigkeit vom Ölexport
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v11i42.1569Schlagworte:
Politische Ökonomie, Erdöl, Werttheorie, WeltmarktAbstract
Ökonomen - viele Marxisten eingeschlossen - konzentrieren ihre Analysen vorzugsweise auf die quantitativen Aspekte wirtschaftlicher Prozesse, sei es in Preisausdrücken oder in Tauschwertkategorien. Typische Beispiele auf der marxistischen Seite stellen die Diskussionen über den »Ungleichen Tausch« und über die modifizierte Wirkungsweise des Wertgesetzes auf dem Weltmarkt dar. Diese Tatsache reflektiert zunächst einmal das Wesen der kapitalistischen Produktionsweise, in der der gesellschaftliche Charakter der Produktion über die Verallgemeinerung von Warenbeziehungen (einschließlich der Transformation menschlicher Arbeitskraft in eine Ware) hergestellt wird und die gesellschaftliche Arbeitsteilung weder primär unmittelbaren Zwangsverhältnissen noch einem politischen Konsens zwischen den Betroffenen entspringt, sondern aus der Konkurrenz von Revenuequellenbesitzern um die Maximierung ihrer Einkommen in Tauschwertform resultiert. Zum Verständnis grundlegender ökonomischer Zusammenhänge in der kapitalistischen Produktionsweise ist es daher tatsächlich möglich und notwendig, sich auf die Analyse von Tauschwertbeziehungen zu konzentrieren. In vielen Analysen wird jedoch in kurzschlüssiger Weise von Gesetzmäßigkeiten der Produktion und Zirkulation von Tauschwerten auf konkrete historische Prozesse gesellschaftlicher Entwicklung geschlossen, wobei die Vielfalt der Bestimmungsmomente sozialer Realität ignoriert wird. Ein solcher Kurzschluß liegt etwa dann vor, wenn der »ungleiche Tausch« (in welcher theoretischen Version auch immer) als determinierende Variable kapitalistischer Entwicklung bzw. Unterentwicklung angesehen wird.