Klassentheorie und Sozialgeschichte
Ein kritischer Vergleich der klassengeschichtlichen Interpretationen der Arbeiterbewegungdurch Edward P. Thompson und Jürgen Kocka
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v15i61.1396Schlagworte:
Klassentheorie, Sozialgeschichte, ArbeiterbewegungAbstract
Aus sozialhistorischer und soziologischer Perspektive haben die sozial philosophischen und gesellschaftstheoretischen Reflexionen zur Klassentheorie oft einen etwas überirdischen Charakter, nicht weil theoretische und methodische Reflexion als solche überflüssig wäre - ganz im Gegenteil -, sondern weil sie sich so wenig auf ihren eigentlichen Gegenstand: die Geschichte der Klassen bezieht. Nun haben sich - nicht zuletzt inspiriert durch die Marxsche Klassentheorie und ihre Kritik durch die klassische Soziologie - namentlich die französische Sozialgeschichte, die britische Sozialgeschichte und dann auch die neuere Wirtschafts- und Sozialgeschichtein der Bundesrepublik sehr entschieden der historiographischen Rekonstruktion und des komparativen Vergleichs der Klassengeschichte zugewandt (vgl. Wehler 1979). Um so erstaunlicher ist es, wie spärlich klassentheoretische Überlegungen sich im Kontext der Resultateund Probleme dieser materialen Geschichtsschreibung bewegen. Ich will deshalb, bevor ich mich meinem eigentlichen Thema zuwende, einige wenige Thesen zu diesem komplexen Felddes Verhältnisses von Klassentheorie und Sozialgeschichte der Klassen wagen (I). Sodann will ich an einem Ausschnitt dieser Sozialgeschichte der Klassen: der Sozialgeschichte der Arbeiterschaft und Arbeiterbewegung, an dem ich selbst mit einem historisch-soziologischen Forschungsvorhaben zur »Politischen Kultur und religiösen Mentalität europäischer Arbeiterschichten im 19. und 20. Jahrhundert« im Vergleich zwischen Deutschland, England und Frankreich arbeite, eine kritische Gegenüberstellung der hier wegbereitenden Ansätze E.P.Thompsons und J. Kockas vornehmen, um aus ihren jeweiligen Stärken einen eigenen methodischen Ansatz zu gewinnen (IAus sozialhistorischer und soziologischer Perspektive haben die sozial philosophischen und gesellschaftstheoretischenReflexionen zur Klassentheorie oft einen etwas überirdischen Charakter,nicht weil theoretische und methodische Reflexion als solche überflüssig wäre - ganz imGegenteil -, sondern weil sie sich so wenig auf ihren eigentlichen Gegenstand: die Geschichteder Klassen bezieht. Nun haben sich - nicht zuletzt inspiriert durch die Marxsche Klassentheorieund ihre Kritik durch die klassische Soziologie - namentlich die französische Sozialgeschichte,die britische Sozialgeschichte und dann auch die neuere Wirtschafts- und Sozialgeschichtein der Bundesrepublik sehr entschieden der historiographischen Rekonstruktion unddes komparativen Vergleichs der Klassengeschichte zugewandt (vgl. Wehler 1979). Um so erstaunlicherist es, wie spärlich klassentheoretische Überlegungen sich im Kontext der Resultateund Probleme dieser materialen Geschichtsschreibung bewegen. 1 Ich will deshalb, bevor ichmich meinem eigentlichen Thema zuwende, einige wenige Thesen zu diesem komplexen Felddes Verhältnisses von Klassentheorie und Sozialgeschichte der Klassen wagen (I). Sodann willich an einem Ausschnitt dieser Sozialgeschichte der Klassen: der Sozialgeschichte der Arbeiterschaftund Arbeiterbewegung, an dem ich selbst mit einem historisch-soziologischen Forschungsvorhabenzur »Politischen Kultur und religiösen Mentalität europäischer Arbeiterschichtenim 19. und 20. Jahrhundert« im Vergleich zwischen Deutschland, England undFrankreich arbeite, eine kritische Gegenüberstellung der hier wegbereitenden Ansätze E.P.Thompsons und J. Kockas vornehmen, um aus ihren jeweiligen Stärken einen eigenen methodischenAnsatz zu gewinnen (II).