Revolution in Indien

Autor/innen

  • Meghnad Desai

DOI:

https://doi.org/10.32387/prokla.v1iSH3.1228

Schlagworte:

Indien, Revolution, Klassenkämpfe, Kolonialismus

Abstract

Die ökonomische und soziale Krise Indiens schleppt sich mittlerweile 20 Jahre seit der Unabhängigkeit hin. Die Industrie ist bescheiden entwickelt worden, während die Landwirtschaft im Verhältnis zum BevöIkerungswachstum stagnierte. Eine kapitalistische Lösung der Dauerkrise ist nicht näher gerückt. Währenddessen ist das klassische politische System der indischen Bourgeoisie - das Machtmonopol der Kongresspartei im Zentrum und in den Bundesstaaten - zusammengebrochen und hat vorderhand ein Vakuum hinterlassen. Wenn also die Hauptpartei der Rechten einschneidend an Stärke verloren hat, so haben die Parteien der Linken in keiner Weise im gleichen Maß an Stärke gewinnen können. Diese Lage mag Indien schIießIich in die Reihe der überwältigenden Mehrheit der heut i - gen unterentwickelten kapitalistischen Länder zwingen, einschließt ich des Auftauchens einer militärischen Diktatur. Denn die Armee bleibt offenbar die Lösung für die indische herrschende Klasse

wenn sich der Niedergang des Kongresses weiter beschleunigt, ohne daß die unterdrückten Klassen imstande wären, entschlossen nach der Machtzugreden. Sie stellt heute einen ausgedehnten militärischen Apparat dar. 1947 zählte sie gegen 280.000 Mann, wuchs im Jahrzehnt nach der Unabhängigkeit auf 550.000 und dann stellte der neue Verteidigungsplan als Reaktion auf den Grenzkrieg mit China eine neuausgerüstete Streitmacht von 825.000 Mann auf die Beine - zusammen mit Marine und Luftwaffe verfügt das indische Militär heute über ca. eine Million Aktive. Wie je seit der britischen Herrschaft rekrutieren sich di~ Streitkräfte aus allen Teilen Indiens, obwohl die Kampfeinheiten in der Armee regional oder stammesmäßig organisiert sind: die überwiegenden Gruppen sind Sikhs, Gurkhas, Carhnahs, Jats, Rajputs und Dogras. (Marine und Luftwaffe sind aus naheliegenden Gründen nicht regional organisiert). Das Offizierskorps hat Klassencharakter und einen nationalen Gesichtskreis. Der al I indische Charakter der Armee würde so im Fa! le der regionalen Zersetzung der Kongresspartei einen enormen Vorteil darstellen. In jüngster Zeit ist die Armee zur Unterdrückung von Bauernbewegungen auf dem Lande und der Industriearbeiter in den Städten eingesetzt worden - Vorbedeutung ihrer möglichen politischen Rolle. Aber dennoch existiert keine Unausweichlichkeit in der gegenwärtigen Situation. Aufgrund der Auflockerung durch den schleichenden Zusammenbruch der alten Ordnung gibt es für den revolutionären Sozialismus in Indien jetzt neue Möglichkeiten. Wonach ein vitales Bedürfnis besteht, ist eine politische Führung, die die ausgebeuteten Massen in ihrem Existenzkampf anfeuern und mobilisieren kann. Denn in Indien bedeutet Existenzkampf notwendigerweise letzten Endes einen Kampf um die Macht. 

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Veröffentlicht

1971-05-01

Zitationsvorschlag

Desai, M. (1971). Revolution in Indien. PROKLA. Zeitschrift für Kritische Sozialwissenschaft, 1(SH3), 8–33. https://doi.org/10.32387/prokla.v1iSH3.1228

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