Linksbürgerliche Analysen der „Energiekrise"
Versuch einer Wissenschafts- und Ideologiekritik (1)
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v6i23.1724Schlagworte:
Energiekrise, Wissenschaftskritik, Ideologiekritik, ÖlkriseAbstract
Die sprunghafte Anhebung des Ölpreises um die Jahreswende 1973/74 hatte nicht nur die Profitproduktion des Kapitals, sondern auch die Lebensbedingungen der breiten Bevölkerungsschichten, vor allem aber die lohnabhängigen Massen, unmittelbar tangiert. Nicht nur restriktive Maßnahmen wie das Fahrverbot, sondern auch die drastische Erhöhung des Benzin- und Heizölpreises haben bei der Masse der Bevölkerung in allen Teilen. der Welt berechtigte Empörung ausgelöst. Hierauf und auf die durch die Ölpreissteigerung hervorgerufene „Energiekrise" (2) reagierten die bürgerlichen Massenmedien durchaus unterschiedlich. Kamen die konservativ reaktionären Massenmedien mit ihrem Versuch, die „Energiekrise" schlicht auf einen Racheakt der „Unzivilisierten" gegen die „zivilisierte Menschheit" zurückzuführen, nur partiell zum Zuge, so konnte die vor allem in den bürgerlichen liberalen und bürgerlich reformistischen Massenmedien vertretene These, daß die multinationalen Ölkonzerne die „Energiekrise" initiiert hätten, innerhalb breiter Bevölkerungsschichten große Verbreitung finden. Dies besonders auch deswegen, weil die Ölkonzerne die durch den arabischen Ölboykott hervorgerufene allgemeine Verwirrung auch tatsächlich dazu benutzten, um über ihre ungewöhnlich hohen Profite hinaus durch eine vorübergehende künstliche Verknappung des Angebots an Rohöl zusätzlich und zu Lasten der werktätigen Bevölkerung Spekulationsgewinne einzustreichen.