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Migration umfasst Prozesse, die weitaus komplexer sind, als in vielen Diskursen unterstellt wird. In Europa hatte historisch neben der innereuropäischen Arbeitsmigration, neben Vertreibung und Flucht vor allem die überseeische Massenauswanderung in die Neue Welt einen großen Anteil an den Migrationsprozessen und prägte wohl auch das kollektive Verständnis davon. Geschätzt wird, dass zwischen der Mitte des 19. und dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts etwa 50 bis 60 Millionen Menschen Europa verließen. Obwohl ein Viertel von ihnen zurückkehrte, wurde diese Migration wohl doch als eine Auswanderung erfahren, die aufgrund des verkehrs- und kommunikationstechnischen Entwicklungsstands zunächst einmal wie ein endgültiger Bruch mit dem Herkunftsland erschien und es vielfach auch war. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Konstellation geändert. Europa, zunächst die zentral- und nordeuropäischen, in den letzten beiden Jahrzehnten auch die südeuropäischen Staaten, wurde selbst die Zielregion einer breiten Wanderungsbewegung. Nach Westdeutschland kamen nach dem Zweiten Weltkrieg bis Ende der 1950er Jahre etwa 12 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus Ost- und Südosteuropa, weitere 3 Millionen aus Ostdeutschland. Ein großer Teil von ihnen erhielt das Recht auf Zuwanderung, indem sie aufgrund eines politischen Aktes als Deutsche definiert wurden, obwohl ihre Familien über Jahrhunderte in Osteuropa gelebt hatten. Diese ethnonationale Zugehörigkeitsregelung ist auch noch für Aussiedler und Spätaussiedler in den späteren Jahrzehnten wirksam und reproduziert die Vorstellung vom Deutschtum als Abstammungs- und Schicksalsgemeinschaft. Seit den 1950er Jahren fand eine Zuwanderung aus den euromediterranen Ländern Portugal, Spanien, Italien, Jugoslawien, Griechenland und der Türkei statt, die mittels einer Reihe von bilateralen Verträgen staatlich ebenso kontrolliert wie verstärkt wurde. Seit den späten 1970er Jahren kam es zu zunehmender außereuropäischer Zuwanderung.
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