Bd. 44 Nr. 176 (2014): Politische Ökonomie des Mülls

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Der weltweit immer weiter wachsende Müllgilt als eine der großen sozialen und ökologischenHerausforderungen der nächstenJahrzehnte. In den Ozeanen treiben 100Millionen Tonnen Plastikmüll herum, undlange Zeit waren die Weltmeere auch beliebteLagerungsorte für Munitionsabfälle.In Großstädten wie Berlin gibt es täglich3.800 Tonnen Abfall, und in Megacitiesdes Südens wie etwa Shanghai, Rio deJaneiro oder Mexico City werden solcheZahlen noch weit übertroffen. Für großeMengen von Haushalts- wie von Gewerbeabfällenfindet sich allerdings kein Platz inden Ländern, in denen sie entstanden sind,ebensowenig wie es bislang für Müll ausAtomkraftwerken zuverlässige Lösungenzum Endverbleib gibt. Aber auch die politischeÖkonomie hat noch keinen rechtenPlatz für den Müll gefunden. Ihre Themenkreisen um Produktionskräfte und Produktionsverhältnisse,um Verteilung undReproduktion, um Kreisläufe und Krisensowie um die Dynamik der kapitalistischenProduktionsweise. Marx erwähnte die„Exkremente der Produktion“ im drittenBand des Kapitals gleichfalls eher beiläufig,indem er sie – der industriellen Praxis seinerZeit entsprechend – als Rohstoffe fürandere Zweige anführte (etwa Eisenspäne,die bei der Maschinenproduktion anfallenund wieder in die Eisenproduktioneingehen), während er die „Exkrementeder Konsumtion“ als Dünger in der Landwirtschaftverwertet sah.

Veröffentlicht: 2014-09-01

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