Demokratie, geschmiedet wie ein Hufeisen?
Wer die Vorfälle in Thüringen verstehen will, muss zu den ideologischen Tiefenschichten vorstoßen
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v50i199.1877Schlagworte:
Rechtsextremismus, Extremismus, wehrhafte Demokratie,, freiheitliche demokratische GrundordnungAbstract
Aus Anlass der thüringischen Ministerpräsidentenwahl 2020 kritisiert der Beitrag die Extremismustheorie, deren Vorstellung es ist, dass das linke und rechte Parteienspektrum sich von der demokratischen Mitte entfernen und an ihren extremen Rändern wie bei einem Hufen wieder annähern. Dabei werden das Konzept der wehrhaften Demokratie und die freiheitliche demokratische Grundordnung als Grundlage für die Extremismustheorie kritisch diskutiert. Diese wiederum werden in einer illiberalen Tradition deutscher Rechtsstaatsentwicklung verortet.
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