"Solidarität" mit der SPD oder Solidarität der Klasse? Zur SPD-Bindung der DGB-Gewerkschaften
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v7i26.1702Schlagworte:
SPD, Solidarität, Klassen, DGB, GewerkschaftenAbstract
Es geht in diesem Aufsatz um die gegenwärtige Tendenz der westdeutschen Gewerkschaftsorganisationen, das eigene Handeln bei der Zusammenfassung der Lohnabhängigeninteressen den Erfordernissen der Politik der regierenden SPD unterzuordnen. Es soll untersucht werden, welchen Stellenwert diese SPD-Bindung derzeit für die Entfaltung der Klassenbewegung hat, welches gegenwärtig die materiellen Grundlagen dieser Bindung sind und welche Perspektiven sich daraus für eine Klassenpolitik der Gewerkschaften ergeben können. Die folgende Analyse geht von einer gegenwärtig beobachtbaren Oberflächenerscheinung aus und versucht, diese Erscheinung unter Zuhilfenahme bisher entwickelter materialistischer Ansätze zu erklären. Am Ende wird eine Richtung angedeutet, in der diese Erklärungen erweitert oder ergänzt werden müßten. Die SPD-Bindung der DGB-Gewerkschaften wird von den Linken in den Gewerkschaften in den letzten Jahren als verschärft und repressiv durchgesetzte Tendenz zur „sozialdemokratischen Richtungsgewerkschaft" (1) erfahren. Diese Erfahrung der übermacht eines mehrheitlich rechtssozialdemokratischen Apparats, die sowohl einschüchternd auf die Sozialisten im Apparat als auch blockierend auf die Interessenartikulation in den Betrieben wirkt, führt zu sehr unterschiedlichen Reaktionen: Bei den einen zu einer Strategie der Defensive, des Bündnisses mit Teilen der Sozialdemokratie, getragen von der Hoffnung auf konsequent-reformistische. Kader innerhalb des SPD-Spektrums (2); bei den anderen zu einer Strategie des offensiven Aufbaus einer Klassenbewegung vorbei an SPD und den als hoffnungslos SPD-beherrscht angesehenen Gewerkschaften (3).