Wer hat Angst vor Bad Godesberg?
Zur Bedeutung einer in der italienischen Publizistik gängigen Metapher: Unter welchen Bedingungen kann die aktuelle Diskussion fruchtbar gemacht werden?
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v10i41.1577Schlagworte:
Bad Godesberg, Italien, Publizistik, SozialdemokratieAbstract
Das Thema 'Bad Godesberg', das schon in den vergangenen Jahren in der italienischen politischen Publizistik immer wieder auftauchte, ist wieder in die aktuellen Schlagzeilen zurückgekehrt und füllt nun sogar die Spalten angesehener Tageszeitungen. Hinter dieser erneuten Beliebtheit wirken augenscheinlich tiefgreifende politische Ursachen, die über die jeweiligen polemischen Anlässe hinausgehen. Aber es bleibt die Tatsache, daß 'Bad Godesberg' eine Metapher ist. Und diese Metapher muß in der italienischen Diskussion erst noch aufgelöst und präzisiert werden: in der vielfarbigen Tonleiter ihrer Inhalte und der (wie wir irp Folgenden zeigen werden) nicht immer klaren Bedeutung ihrer Anspielungen und ihrer historischen Bezugspunkte. Diejenigen, die heute die Metapher 'Bad Godesberg' verwenden, haben zwei Koordinaten der komplexen politischen Situation der europäischen Linken vor Augen: die schwierige Vermittler- und Schiedsrichterrolle, die heute die deutsche Sozialdemokratie im Felde der internationalen Spannungen übernimmt, einerseits; die politische Entwicklung der italienischen kommunistischen Partei im mühsamen Prozeß einer kulturellen und strategischen Neudefinition der italienischen Linken andererseits.