Neue Gewerkschaften in Brasilien - eine Hoffnung?
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v14i55.1452Schlagworte:
Gewerkschaften, Brasilien, Ökonomie, Populismus, DemokratieAbstract
Während in den meisten westlichen Industriestaaten »Abschied genommen witd von den Hoffnungen und Erwartungen in die Gewerkschaften als Akteure progressiver sozialer Veränderungen und des Klassenkampfs« (Prokla 54, S. 3), reifen in einigen Ländern der Dritten Welt scheinbar neue Gewerkschaftsbewegungen heran, die zu ein wenig mehr Optimismus veranlassen, wenn auch hier vor allzugroßen Erwartungen und vorschnellen Beurteilungen gewarnt werden muß. Noch zu jung und zu unberechenbar sind die politisch-organisatorischen Stukturen dieser Bewegungen, als daß ihre Zukunft schon eindeutig prognostizierbar wäre.
Trotz der seit Jahren andauernden dramatischen Wirtschaftskrise hat sich in Brasilien eine unabhängige Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung unter schwierigsten Bedingungen des Gewerkschaftskorporatismus und der politischen Repression ansatzweise aus den Fesseln der Militärdiktatur emanzipieren können. Die wiederaufflammenden Massenproteste und Streikbewegungen in den industriellen Ballungszentren Ende der 70er Jahre ließen nicht nur Erinnerungen an revolutionsgeschwängerte Zeiten vor dem Militärputsch von 1964 wach werden, sondern die gewerkschaftspolitischen Auseinandersetzungen mit dem Militärregime setzten auch einen politischen Reifeprozess und eine organisatorische Erstarkung in Gang.