Die Verwissenschaftlichung der Oppositionsbewegungen
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v20i79.1200Schlagworte:
Ökologiebewegung, Wissen, Wissenschaft, ArbeiterbewegungAbstract
Zunehmend sind die Oppositionsbewegungen von natur- bzw. ingenieurwissenschaftlichem Wissen abhängig geworden. Dieser Vorgang wird am Beispiel der Ökologiebewegung der siebziger und achtziger Jahre genauer nachgezeichnet: Zunächst standen Alltagswissen und wissenschaftliches Wissen von »Gegenexperten« ergänzend nebeneinander und trugen zum politischen EJjolg der Initiativen bei. Dieses »Lernen in Bürgerinitiativen«, einer der sozial-emanzipatorischen Züge der ökologischen Oppositonsbewegungen, wurde mit einer Reduktion der politischen Auseinandersetzungen auf einen Experten/Gegenexperten-Streit aufgegeben; aufgrund einer Verwissenschaftlichung der ökologischen Bewegung wurden die Konflikte für die offizielle Politik kalkulierbar und ausnutzbar. Dieser Prozeß läßt sich modifiziert auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere auf betrieblicher Ebene beobachten. Quasi-universelle Bedingungen der Verwissenschaftlichung werden diskutiert und Defizite des bisherigen Umgangs mit Wissenschaft identifiziert: Insbesondere fehlt bisher eine Wissenspolitik, die von einer Gleichberechtigung verschiedener Wissensformen ausgeht.