Die Schriftsteller und der politische Umbruch in der DDR
DOI:
https://doi.org/10.32387/prokla.v20i80.1192Schlagworte:
DDR, Sozialismus, Literatur, GenerationenAbstract
Bis zum politischen Umbruch im Herbst 1989 wurden nicht wenige bedeutende Schriftsteller in der DDR als moralische Instanz, als Sand im Getriebe des realen Sozialismus wahrgenommen. Sie betrachteten sich selbst als Gewissen der Gesellschaft, die Literatur als Medium abweichender Meinungen im Kontrast zur offiziell vorgeschriebenen Einheitsmeinung. Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung ist die Beobachtung, daß die kritischen Schriftsteller in der DDR die ihnen nach Beginn des politischen Umbruchs an der Seite der oppositionellen Gruppen zugewachsene Rolle als Wortführer der demonstrierenden Massen binnen kürzester Zeit einbüßten. Dies gibt Anlaß zu der Frage nach der politischen Rolle der Schriftsteller im realen Sozialismus, ihrem Politik- und Gesellschaftsverständnis, ihrer Wahrnehmung und Reflexion des Umbruchs. In den unterschiedlichen Stellungnahmen und Lagebeurteilungen werden spezifische Bewertungsmuster erkennbar, denen nicht zuletzt unterschiedliche Generationserfahrungen zugrundeliegen.