Bd. 10 Nr. 41 (1980): 'Modell Deutschland' aus der Sicht des Auslandes

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Was ist eigentlich das 'Modell Deutschland'?
Steht dieser Begriff stellvertretend für die sozialliberale Reformpolitik (»Innere Reformen«), dann kann man das Scheitern dieses Modells mit der Krise 1974/75 und der monetären Beschneidung vieler Reformvorhaben ansetzen und daraus die Notwendigkeit einer linken Alternative ableiten. Nimmt man dagegen den Wahlkampfslogan der SPD zu den Wahlen 1976 beim Wort, dann scheint damit offensichtlich nicht ( nur) die begrenzte Reformphase gemeint zu sein, sondern eine in Prosperität und Krise vorhandene spezifische Konfliktverarbeitung durch die Gesellschaft, in deren Zentrum die Integration der Gewerkschaften resp. der Arbeiterschaft im weiteren Sinne in das politische System steht. Daraus ergeben sich erhebliche Konsequenzen für Ansatzpunkte linker alternativer Politik. Damit weisen aber zugleich die Grundlagen dieses Modells gesellschaftlicher Konfliktverarbeitung hinter die sozialliberale und auch die Große Koalition zurück. In den Beiträgen zu Heft 40 wurde dieser Begriff entsprechend unterschiedlich - und verwirrend - verwendet: als quasi regierungs-amtliche Programmatik, deren Scheitern sodann konstatiert wurde (SOST), als spezifische Form der Weltmarkteinbindung des deutschen Kapitals mit daraus sich ableitender Spaltung der Arbeiterbewegung (Kern Rand- Esser /Fach/ Simonis) oder als spezifisch deutsche Form der Integration der Arbeiterschaft in politische bzw. gesellschaftliche Lösungsversuche von kapitalistisch erzeugten Konflikten, die auf den historischen korporativen Strukturen der deutschen Gesellschaft aufbauen können (Editorial Nr. 40).

Veröffentlicht: 1980-12-01