Bd. 45 Nr. 181 (2015): Geopolitische Konflikte nach der „neuen Weltordnung“

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Nur ein knappes Vierteljahrhundert nach ihrer Ausrufung durch den damaligen USPräsidenten George H.W. Bush befindet sich die „neue Weltordnung“ in Auflösung. Der Konflikt in der Ukraine, die (Bürger-) Kriege im Nahen Osten und der Aufstieg des IS, die jüngsten Fluchtbewegungen, die Weltwirtschaftskrise und die durch sie beschleunigten Verschiebungen zugunsten der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika), die Krise in der EU, die Konf likte um natürliche Ressourcen und nicht zuletzt ökologische Krisenphänomene wie der Klimawandel haben die Vorstellung einer friedlichen globalen Entwicklung unter kapitalistischen Vorzeichen und unter US-amerikanischer Führung gründlich desavouiert. Was an ihre Stelle treten könnte, ist noch unklar, die Konturen des Neuen zeichnen sich erst verschwommen ab. Zu bestätigen scheint sich allerdings, dass das Neue von jener „Vereinheitlichung und Fraktionierung“ geprägt sein wird, die Michael Bonder, Bernd Röttger und Gilbert Ziebura schon 1993 in der PROKLA 91 diagnostiziert haben. Einerseits verschärfen sich im Zuge der jüngsten Weltwirtschaftskrise die Klassenkämpfe und überlagern sich mit Territorialkonflikten (Ostasien, die Ukraine oder der arabische Raum). Andererseits werden Projekte wie das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) und das internationale Dienstleistungsabkommen TISA vorangetrieben, die als Versuche einer institutionellen Vereinheitlichung aber ihrerseits die soziale und regionale Fragmentierung in den beteiligten Ländern vertiefen dürften.

Veröffentlicht: 2015-12-01